Freitag, 8. November 2013

Weibliche Herrschaft im Islam



Weibliche Herrschaft im Islam – ein Ding der Unmöglichkeit oder bewusste Leugnung von Fakten? – Teil 1: Weibliche Herrschaft zur Blütezeit der islamischen Kultur (750-1250)
Spricht man die Leute auf die Rolle der Frau im Islam an, so erhält man als Antwort oft das Bild der unterdrückten, rechtlosen Frau mit Kopftuch oder Gesichtsschleier, die dem Mann absolut hörig ist. Doch entspricht dieses Stereotyp der Wahrheit? Gab es in der islamischen Welt nie herausragende Herrscherinnen oder Prinzessinen? Waren Frauen tatsächlich immer im Harem eingesperrt mit der einzigen Aufgabe schön zu sein und ihrem Besitzer zu Willen zu sein?
Tatsächlich finden sich in den offiziellen Hofchroniken nur wenige Hinweise auf weibliche Herrschaft oder herausragende Frauen. Dennoch lassen sich bei gründlicher Recherche viele Frauen aus verschiedenen Epochen und Regionen der islamischen Welt finden, die zum Teil entscheidenden Einfluss auf die historische Entwicklung hatten. Warum also diese Leugnung weiblicher Herrschaft? Oder anders ausgedrückt unter welchen Bedingungen durften Frauen Macht ausüben oder hatten Einfluss? Wer sind diese Frauen und wie gelang es ihnen sich zwischenzeitlich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten? Der folgende Aufsatz geht diesen Fragen anhand von Beispielen aus der allgemein als Blütezeit bezeichneten Phase des islamischen Weltreichs (750-1250) nach und beabsichtigt so, die Theorie zu belegen, dass weibliche Herrschaft im Islam möglich war, jedoch an konkrete Bedingungen oder Situationen gebunden.
1.       Herausragende Frauen zur Zeit der Abbasidendynastie (750-1258)
Generell ist festzuhalten, dass die islamische Kultur in ihren Anfängen stark durch den Einfluss der beiden großten Kulturen in ihrer unmittelbaren Umgebung, die christlich byzantinische einerseits und die persisch sassanidische andererseits geprägt wurde. So habe die frühen Muslime den größeren Schutz, den diese Kulturen Frauen durch Schleier, Harem und Eunuchen zu geben pflegten, schlichtweg übernommen und in ihr Leben integriert, in die junge islamische Kultur, die durch ihren Ursprung auf der arabischen Halbinsel eher beduinische Züge trug. Waren demnach Harem und Schleier ursächlich als Mittel zur Unterdrückung der Frau gedacht? Dem widerspricht allein die Tatsache, dass es unter den frühen Abbasiden (führende Dynastie der islamischen Welt 750-1250) drei herausragende Königinnen gab, die sowohl einflussreich als Wohltäterinnen und Mäzeninnen der Künste waren als auch großen Einfluss auf die Regierung ihrer Söhne hatten, so den berühmten Hārūn ar-Raschīd (reg. 786-809). Wer waren Chaizurān al-Mansūr, Zubaidah und Burān und wie gelang es ihnen Einfluss zu erlangen?
Interessanterweise sind die drei Frauen in ihrem Weg so unterschiedlich wie in ihrer Herkunft. Die erste Chaizurān (st. 790), war ein Sklavenmädchen im Palast, wo sie aufgrund ihrer Fähigkeiten von dem Abbasidenkalif al-Mansūr (reg. 754-775) entdeckt wurde. Noch entscheidender für Chaizurān war jedoch, dass sie dem Herrscher schnell zwei Söhne gebar, was ihre Position im Harem stärkte und schließlich 774 zur Heirat mit dem Fürsten führte. Inwiefern Chaizurān die Politik ihres Ehemannes beeinflussen konnte ist nicht bekannt, dass sie jedoch die Politik ihres Sohnes al-Hādī (reg.785-786) formte und zeitweilig die Mach praktisch übernahm ist erwiesen. Im Gegensatz dazu stammt die zweite bekannte abbasidische Fürstin, Zubaidah (st. 831), selbst aus königlicher Familie und hatte Hārūn ar-Rashīd aus Liebe geheiratet. Obwohl ihr eigener Sohn später im Nachfolgestreit mit einem Stiefsohn unterliegen sollte, erwies sich Zubaidah als großmütige Frau. Sie verzieh dem neuen Herrscher nicht nur die Ermordung ihres leiblichen Sohnes, sondern akzeptierte ihn auch als Herrscher und trug entscheidend zum Wiederaufbau von Bagdad bei. Besondere Bekanntheit erlangte sie für insgesamt sechs Pilgerreisen nach Mekka auf denen sie die Verantwortung für den Aufbau einer guten Wasserversorgung auf der Pilgerroute übernahm. Die jüngste der drei Frauen, Burān (st. 884) stammte als Tochter des Schatzmeisters aus einer angesehenen Familie. Denn Quellen zufolge war ihre Hochzeitsfeier mit zwei Wünschen verbunden, zum einem der Vergebung für ihren Onkel wegen der Teilnahme  an einem Aufstand, zum anderen der Erlaubnis zur Pilgerreise. Außerdem kümmerte sie sich als Beraterin um die Angelegenheiten der Frauen von Bagdad.
Was lässt sich bei einem Blick auf diese drei Königinnen in einem ersten Ergebnis festhalten? Zum einen das Einfluss nicht an Geburt gebunden war, zum anderen das Söhne die Machtposition von Frauen festigen konnten und schließlich, dass die abbasidischen Fürstinnen sich für andere einsetzten und ihre Position für Verbesserung im sozialen Bereich einsetzten. Setzte sich diese Entwicklung in anderen Epochen und Regionen der islamischen Welt fort? Gibt es dort verlgeichbare Elemente oder andere relevante Aspekte? Diesen Fragen gehen die folgenden Abschnitte mit Beispielen aus dem Jemen, Indien (Dehli-Sultanat) und Ägypten nach.
2.       Weibliche Herrschaft im Jemen – die Dynstie Sulaihiden (1038-1137)
Im Jemen hat es Herrscherinnen gegeben? Ja, in der Tat gibt es zwei Herrscherinnen, die über einen Zeitraum von 50 Jahren die Geschicke ihre Landes und ihrer Dynastie prägten, Mutter und Schwiegertochter. Ausgangspunkt für diese Epoche weiblicher Herrschaft, war die Ermordung des Herrschers 1082 und die anschließende Machtübernahme durch seine Frau im folgenden Jahr (1083) als Regentin für ihren Sohn. Asma war von edler Abkunft und aktiv als Gönnerin von Dichtern und Wohltäterin. Ein Zeichen für ihre hohe Stellung war, dass sie unverschleiert in der Öffentlichkeit auftrat. Noch wichtiger ist jedoch, dass sie selbst für eine gute Ausbildung ihrer späteren Schwiegertochter Arwa (1052-1137) sorgte, nachdem deren Eltern gestorben waren. Arwa galt als eine Schönheit und gute Schreiberin, die vertraut mit Geschichte, Poesie und Historie war, aus ihrer 1065 geschlossenen Ehe hatte sie vier Kinder. Sie hatte nach dem Tod von Aswa die Staatsführung übernomen, obwohl ihr Ehemann erst 1091 verstarb, also ein männlicher Herrscher zur Verfügung stand. Noch interessanter ist jedoch die Tatsache, dass Arwa in der Folge die Macht für mehr als vierzig Jahre innehatte, obwohl ihr Mann einen Nachfolger bestimmt hatte, der die Königin (Arwa) heiraten sollte und sogar der wichtigste Bündnispartner der Jeminiten, der Fatimidenkalif in Kairo diese Ehe befahl. Wie konnte das geschehen? Es war einfach ausgedrückt der Wille des Volkes, welches für die Herrscherin rebellierte und nur sie allein als Oberhaupt akzeptierte. Die Gründe für dieses Verhalten ergeben sich aus einer äußerst klugen Politik der Fürstin: Sie verlegte die Landeshauptstadt von Sanʿa weg und schaffte es Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion anstelle vom Kriegshandwerk zum dominanten Lebensstil der Jemeniten zu machen. Darüber hinaus sorgte sie für angemessene Steuern, prüfte die Finanzen und stand für Recht und Ordnung. Wie wichtig Arwa für die Jemeniten war, belegt, dass die Erinnerung an sie auch durch Bauwerke und Straßen bis heute lebendig ist und Dichter viele Geschichten von ihr sowie ihrer Pflegemutter überliefert haben.
Wichtigste Erkenntnis zur weiblichen Herrschaft im Islam aus dem Jemen ist nach diesem kurzen Einblick, dass Frauen sich auch gegen Männer durchsetzen konnten, wenn sie entsprechende Unterstützung, so durch das Volk hatten. Allerdings ist auch zu beachten, dass diese Herrschaft von dem damals wichtigsten Fürsten der islamischen Welt, dem Fatimidenkalifen in Kairo nicht anerkannt wurde – weil es sich um weibliche Regierung handelte. Gibt es weitere Belege für Frauen an der Staatsspitze und ihren Kampf um Anerkennung?
3.       Sultan Raḍiyya bint Iltutmish ( reg. 1236-40) Dehli-Sultanat und Shajarat ad-Durr (reg. 1250) Ägypten
Wie schon oben festgestellt wurde, gelang es auch Mädchen aus dem Sklavenstand Macht zu erwerben. Dies gilt auch für Shajarat ad-Durr, die als türkische Sklavin in den Harem des letzten Ayyubiden (regierende Dynastien in Ägypten 1172-1250) Herrschers von Ägypten gekommen war. Aufgrund ihres starken Willens machte sie Karriere als Lieblingskonkubine des letzten Ayyubidenherrschers as-Salih (reg. 1237-1249). Als sie diesem 1239 einen Sohn gebar, befreite der Herrscher sie aus der Sklaverei, heiratete sie und erhob sie in den gleichen Rang wie den Oberbefehlshaber seines Heeres. Neun Jahre später, 1249, verstarb Salih in der Hafenstadt al-Mansura, wo er den Angriff des französischen Kreuzzuges erwartete. In der folgenden Staatskrise war Shajarat ad-Durr Mitglied des Triumvirats, welches den Tod des Herrschers zunächst verheimlichte und dann durch den Oberbefehlshaber regierte, bis der Sohn von Salih eintraf. Es ist unklar, inwieweit Shajarat ad-Durr mit den nun eintretenden Ereignissen einverstanden war, es gibt jedoch Hinweise, dass sie die Ermordung des rechtmäßigen Thronerben durch die Militärsklaven (Mamluken) als Sicherung ihrer Herrschaft ansah. Feststeht, dass dieses Ereignis Basis für ihren Aufstieg an die Staatsspitze war: Die Emire und Mamluken des verstorbenen Fürsten inthronisierten Shajarat ad-Durr am 04.05.1250 als neue Sultanin und stellten ihr gleichzeitig ʿIzz ad-Dīn Aybakal-Turkumanī als neuen Oberbefehlshaber bei.
Allein durch ihre formale Anerkennung als eigenständige Herrscherin im Nahen Osten kann Shajarat ad-Durr als herausragend angesehen werden. Doch was bewegte die Emire und Mamluken zu ihrer Entscheidung?
Tatsächlich gab es zwei Gründe, welche die Herrschaft von Shajarat ad-Durr legitimierten. Zum einen ihr Status als Witwe des toten Sultans und zum anderen die Tatsache, dass sie die Mutter des – zwischenzeitlichen verstorbenen – Thronerbens war. Aber auch darüberhinaus war die Entscheidung der Fürsten durchdacht, da Shajarat ad-Durr schon zuvor politisches Talent bewiesen hatte und als Beraterin ihres Sohnes fungiert hatte. Hinsichtlich der ägyptischen Geschichte markiert die Regierung der Shajarat ad-Durr zudem den Übergang von der Dynastie der Ayyubiden zu den Mamluken. Allerdings sollte sie nur kurze Zeit eigenständig herrschen: Der Abbasidenkalif als höchste weltliche Instanz der islamischen Welt verweigerte nämlich - trotz wiederholter Loyalitätsbekundungen der Sultanin ihm gegenüber – die Anerkennung einer Frau als Herrscherin. Daher sahen sich die Mamluken am 30.juli 1250 gezwungen, die Sultanin durch einen Mann, ihren Oberbefehlshaber, zu ersetzen. Allerdings ist diese Abdankung nicht gleichzusetzen mit einer Aufgabe ihrer Rolle als Herrscherin, da sich noch bis 1255 Dekrete und Erlasse finden lassen, die von ihr gezeichnet sind. Eine Erklärung hierfür ist auch, dass der neue Herrscher, Aybak (reg. 1250-1257) sie vermutlich direkt nach seiner Inthronisierung spätestens jedoch 1254 heiratete bzw. heiraten musste um so seine Herrschaft zu legitimieren.
Der Rest ihrer Geschichte ist schnell erzählt. Als der der Herrscher sich eine neue Frau nahm, sorgte Shajarat ad-Durr um ihre Macht zu erhalten für seine Ermordung am 10.04.1257. Allein sie konnte ihre alte Position als „Königsmacherin“ nicht mehr einnehmen: 18 Tage später fand man ihren unbekleideten Leichnam vor der Kairoer Zitadelle, die Mörder wurden nie gefasst. Shajarat ad-Durr wurde in ihrem selbsterbauten Grab beerdigt, ihre Zeitgenossen rühmen sie als unvergleichliche Schöhnheit und für ihr entschiedenes Auftreten.
Doch Shajarat ad-Durr war kein Einzefall von weiblicher Herrschaft im 13. Jahrhundert. Die allererste Frau, die als Herrscherin eingesetzt wurde, war Sultan Radiyya bint Iltutmish, welche das indische Dehli-Sultanat von 1236-1240 regierte. Allerdings gibt es nur wenig Quellentexte für ihr Leben und ihre Regierungszeit. Es ist auffällig, das spätere Chronisten über die Herrscher von Dehli, so z.B. der berühmte persische Chronist Wassāf (1299-1323)ihre Herschaftszeit, allerdings auch die ihrer beiden Nachfolger, zum Teil nicht erwähnen. Ein Beleg für dieAußergewöhnlichkeit, die Unfassbarkeit einer weiblichen Herrscherin in der islamischen Welt zur damaligen Zeit?
Was weiß man dennoch über Radiyya und ihren Weg zur Macht sowie ihre Regierung? Bekannt ist, dass ihr Vater Iltutmish auch zwei Söhne hatte, wobei der zunächst als Thronerbe vorgesehene älteste Sohn vorzeitig starb, so dass der zweitgeborene Thronfolger wurde – so die Quellen. Eine Ausnahme bildet hier der Chronist al-Juzjani, welcher angibt, dass der Herrscher selbst seine Tochter als Nachfolgerin ausgewählt und dafür auch extra ein Diplom erstellt habe, da er seine Söhne für regierungsuntauglich hielt. Die bekannten Fakten zeigen, dass zunächst der Bruder die Herrschaft übernahm, wobei es mehrfache Versuche gab Radiyya zu ermorden – Auslöser für eine Revolte. Zu den Rebellen gehört zwei Fraktionen der Fürsten, welche sich gegen die Herrscherfamilie auflehnten und schließlich den Bruder von Radiyya und aktuellen Herrscher am 19.11.1236 ermordeten. Auch die neu inthronisierte Radiyya konnte erst nach einer Weile die Anführer der Rebellion für sich gewinnen, denn ihre Hauptunterstützer waren nicht die Notabeln, sondern vielmehr die Bürger von Dehli sowie die Palastsklaven und Militärdiener. Obwohl Radiyya durchgängig die Unterstützung der Bürgerschaft genoß war es die Hilfe der Sklavenoffiziere, welche letztlich ihre Herrschaft stabilisierte und die Verteidigung von Dehli gegen die Rebellen ermöglichte. Radiyya erkannte diese Rolle an und dankte den Offizieren und Palastsklaven für ihre Unterstützung bei der Machtergreifung, so konnten einige der jüngeren Haushaltssklaven höhere Ämter erlangen und ein ehemals niederer Offizier wurde zum Befehlshaber der Palastwache befördert.
Von Beginn an scheint es, trat Radiyya bestimmt auf, sie hatte nicht die Absicht als Marionettenherrscherin zu fungieren. So verteilte sie Rängeund Ländereien unter ihren Anhängern neu, um so zu verhindertn, dass sich die Adligen auf lokaler Ebene zuviel Einfluss sichern konnten und so die königliche Autorität gefährdeten; dabei vernachlässigte sie jedoch die vom Vater übernommene Sklavenelite. Auch anhand von Münzen lässt sich nachweisen, dass Radiyya darauf bestrebt war sich zu emanzipieren. Erste Münzen aus ihrer Regierungszeit tragen zwar noch den Namen ihres Vaters oder weisen auf dessen Ernennung von Radiyya hin, spätestens 1237/38 findet sich jedoch nur noch der Name von Radiyya auf den Münzen. Zunächst dehnte sich auch das Territorium des Dehli-Sultanats unter ihrer Herrschaft von Westbengalen bis Sind aus, dann allerdings zeichnete sich in den Ostprovinzen eine Schwächung des zentralen Einflusses ab, die Provinzen erklärten sich als autonom. Diese Tatsche kombiniert mit Aufständen unabhängiger Hindukräfte, welche die Herrschaft einer Frau ablehnten, sorgte für weitere Gebietsverluste und führte 1238-39 zu einer ersten Revolte, die jedoch scheiterte. Wenig später gelang jedoch einer umfassenden Verschwörung die Entfernung der Fürstin aus dem ihr wohlgesonnen Dehli in die revoltierende Stadt Tabarhind, wo sie interniert wurde – neuer Herrscher wurde ihr Halbbruder.
1240 gab es einen Versuch Radiyya erneut an die Macht zu bringen angeführt durch einen Teil des Heeres und ihren Ehemann – das genaue Datum der Heirat ist unbekannt. Allerdings sollte dieses Bemühen kläglich scheitern: die Truppen von Radiyya und ihrem Mann wurden von der kaiserlichen Armee aufgerieben und das Ehepaar anschließend von fliehenden Anhängern ermordet.
Was zeigen diese beiden Beispiele weiblicher Herrschaft aus Ägypten und dem Dehli-Sultanat? Zunächst einmal belegen sie, dass auch hier eine niedere Herkunft kein Hindernis für die Erreichung eines hohen Amtes darstellte. Gleiches gilt für die Bedeutung der Geburt eines Sohnes zur Statussicherung von Frauen. Insbesondere Shajarat ad-Durr weist darüberhinaus auf einen weiteren Aspekt eine weitere Einflussbereich von Frauen hin, nämlich ihre Rolle als Spender von Herrschaftslegitimation – ein Aspekt der insbesondere in einer anderen Region der islamischen Welt im 14. Und 15. Jahrhundert zu großerBedeutung gelangen sollte nämlich bei den Timuriden (1337-ca.1507) in Zentralasien. Für beide Herrscherinnen gilt zudem, was bereits für die jemenitischen Fürstinnen festgestellt wurde, nämlich dass sie ihre Unterstützer im Volk und unter Militärsklaven, jedoch nicht in der etablierten Elite fanden. Was bedeutet dies hinsichtlich der eingangs gestellten Fragen?
4.       Fazit
Grundsätzlich ist festzustellen, dass bezogen auf den Untersuchungszeitraum das westliche geprägte Stereotyp der unterdrückten muslimischen Frau nicht zutreffend ist – zumindest soweit dies prüfbar ist und die Elite angeht. Ebenso lässt sich bejahen, dass es zwischen 750 und 1250 gleich mehrere herausragenden Frauen in der islamischen Welt gab, die für mehr als Haremleben, Schönheit oder gar Willenlosigkeit stehen. Das weibliche Herrschaft dennoch wenig bekannt und von vielen Chronisten wenn überhaupt nur am Rande erwähnt wird, dürfte wohl unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass das Hauptpublikum der Chronisten, Herrscher und Adel, dem Phänomen weiblicher Herrschaft eher ablehnend und misstrauisch gegenüberstanden, während die unteren Schichten und das Volk dafür offen waren – so lässt sich auch die Dichtung zu Frauen erklären, die auch oral verbreitet und damit einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden konnte. Schließlich zeigen die aufgeführten Beispiele auch, dass weibliche Herrschaft zwar nicht durch Herkunft beeinflusst wurde, wohl aber häufig an den Status der Frau als Mutter eines Sohnes gebunden war oder aber wie im Falle der Shajarat ad-Durr, einer bestimmten Funktion – hier der Herrschaftslegitimation – diente. Ob sich diese Formen weiblicher Herrschaft auch in anderen Phasen der islamischen Geschichte bzw. in anderen Dynastien äußerten ist noch zu klären (Teil II), in jedem Fall gilt das Frauen im Islam auch Macht haben konnten.